Wie sieht Dein beruflicher Werdegang aus?
Auf Rat unseres Tierarztes beschloss ich mit 18 Jahren, nicht wie geplant Tiermedizin zu studieren, sondern Agronomie an der ETH. Dort durfte ich mich in Semester- und Diplomarbeiten und als Assistentin am Institut für Physiologie und Tierhaltung mit den Vor- und Nachteilen tiergerechter Haltungssysteme befassen. Unter anderem kam ich so auch erstmals mit der faszinierenden Welt der Parasiten in näheren Kontakt. Nach einem Jahr Industrieerfahrung im Bereich der Parasitologie war mir klar, dass meine Zukunft eher bei der biologischen Kontrolle und bei vorbeugenden Massnahmen zur Sicherung der Tiergesundheit liegt als bei der Suche nach neuen Molekülen. Ich ergriff dann die Möglichkeit, an der ETH eine interdisziplinäre Dissertation zur Epidemiologie und zur Biologischen Kontrolle der Roten Vogelmilbe in den damals neuen Volièrenställen für Legehennen zu erarbeiten. Bald darauf stiess ich vor gut 25 Jahren zum Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL als zweite Mitarbeiterin im neu gegründeten Bereich der Nutztierforschung. Wir bauten unseren Bereich am FiBL rasch auf mit Forschungsthemen zwischen Tierzucht und Tiergesundheit und für mich mit spannenden Aufgaben als Projekt- und Departementsleiterin.
Was sind Deine Aufgaben an Deiner jetzigen Stelle?
Seit acht Jahren habe ich wieder mehr auf mein Kerngebiet, die parasitologische Forschung, fokussiert. Heute bin ich Co-Gruppenleiterin Tiergesundheit in unserem fast 40-köpfigen Departement für Nutztierwissenschaften. Ich leite diverse Projekte, zum Beispiel zur Wurmbekämpfung bei Legehennen, zur biologischen Kontrolle von Magen-Darmwürmern bei Wiederkäuern oder zum Insektenschutz bei Weidetieren. Daneben bin ich verantwortlich für unser parasitologisches Diagnostiklabor und als Tierwohlbeauftragte des FiBL prüfe ich unsere Tierversuchsanträge, bevor sie eingereicht werden. Besonders viel Freude macht mir die Arbeit in interdisziplinären Teams, sei es FiBL-intern mit anderen Departementen oder im Rahmen von EU-Forschungsprojekten mit internationalen Kolleginnen und Kollegen aus Forschung, Industrie und Praxis.
Weshalb bist Du bei der SVT?
Unter anderem deshalb bin ich auch zur SVT gekommen. Mir ist es wichtig, dass sich einerseits Forschende verschiedener Disziplinen und andererseits auch Akteure der ganzen Branche kennen und austauschen. Gerade jetzt, wo die Nutztierhaltung in Frage gestellt wird wie noch nie, ist es wichtig, dass wir uns alle gemeinsam mit diesem Thema befassen und Antworten finden. Das Thema ist natürlich nicht nur bei uns in der Schweiz aktuell, es war auch ein Schwerpunkt der letzten Konferenz der Europäischen Vereinigung für Tierwissenschaften EVT/EAAP. Die Teilnahme an dieser Tagung und der Austausch mit internationalen Kolleginnen und Kollegen ist für mich immer sehr bereichernd.
Was sind Deine Aufgaben? Wie lange bist Du schon dabei?
Ich bin seit 2009 im Vorstand der SVT. Zu meinen Aufgaben gehört seither die Beurteilung von Gesuchen zur Nachwuchsförderung und die Mitorganisation von Tagungen. Während vier Jahren durfte ich die Schweiz und Deutschland im Vorstand der EAAP vertreten. 2022 wurde ich als Nachfolgerin von Res Hofer als Präsidentin der SVT gewählt. Meine wichtigste Aufgabe ist zurzeit die Leitung des Prozesses zur Standortbestimmung unserer Vereinigung. Das erste sichtbare Resultat dieser «sanften Renovation» ist der Newsletter, den Sie gerade auf dem Bildschirm haben.
Was machst Du gerne, wenn Du weder für das FiBL, noch für die SVT tätig bist? Hast Du (Nutz)Tiere zu Hause? Was machst Du mit ihnen?
Privat habe ich das Glück, zusammen mit meiner Familie im Fricktal ein Haus mit Land und Stall für unsere Islandpferde, einige Hühner und zeitweise ein paar Engadinerschafe zu bewohnen. Wenn ich in meiner Freizeit nicht im Stall oder mit Hund und Pferd unterwegs bin, stehe ich oft in der Küche. Ich liebe es, tolle regionale Lebensmittel zu verarbeiten und mit Familie und Freunden zu geniessen. Bei tierischen Produkten bin ich ein grosser Fan von «from Nose to Tail». Möglichst das ganze Tier als Lebensmittel zu nutzen, gehört für mich zur Wertschätzung unserer Tiere. Es gibt viele traditionelle Gerichte, die in der Zubereitung zwar etwas Zeit brauchen, aber auch wunderbar schmecken.